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Trauer um Krebsforscher Prof. Dr. Julius Weishaar

Trauer um Krebsforscher Prof. Dr. Julius Weishaar

Früherer Leiter der Strahlenabteilung der Frauenklinik starb mit 103 Jahren

Prof. Dr. Julius Weishaar, der bis 1985 über fast drei Jahrzehnte die Gynäkologische Radiologie in der Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Uniklinikums Erlangen geleitet hat, ist am 31. Januar 2023 im Alter von 103 Jahren verstorben. Die Frauenklinik gedenkt seiner mit Hochachtung und Dankbarkeit. Das Engagement von Prof. Weishaar trug wesentlich dazu bei, dass sich die zwischen den Weltkriegen international renommierte, aber nach 1945 in vielerlei Hinsicht stark beeinträchtigte Strahlenabteilung wieder zu einer angesehenen Forschungs- und Behandlungsstätte entwickelte.

Julius Weishaar wurde 1919 in Gersheim/Saarpfalz geboren. Der Anfang seines beruflichen Werdegangs war durch den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg geprägt. Nach dem Abitur 1939 folgte der Reichsarbeitsdienst, anschließend ein Medizinstudium in Erlangen und Würzburg, unterbochen durch den Militärdienst mit einer Verwundung im Jahr 1941 beim Fronteinsatz in Russland. Im April 1945 promovierte Prof. Weishaar in Würzburg, die endgültige Bestallung als Arzt erhielt er nach seinem Staatsexamen im Dezember 1946 in München.

Radiologische Karriere begann in Würzburg

Die radiologische Karriere von Prof. Weishaar begann im Anschluss an verschiedene andere ärztliche Tätigkeiten 1952 in der Röntgenabteilung der Chirurgischen Universitätsklinik Würzburg, wo er 1955 die Facharztanerkennung für Röntgenologie und Strahlenheilkunde erhielt. 1957 kam Prof. Weishaar zurück nach Erlangen, um dort noch unter dem Direktorat von Prof. Dr. Rudolf Dyroff die Leitung des Strahleninstituts der Frauenklinik zu übernehmen. 1960 folgte die Habilitation, 1966 die Ernennung zum apl. Professor und 1970 zum Extraordinarius für Röntgenologie und Strahlenheilkunde. Sechs Jahre später wurde das Strahleninstitut zur selbstständigen Abteilung, die Julius Weishaar nach seiner Versetzung in den Ruhestand 1984 noch bis zum April 1985 komissarisch leitete. 

In den Anfangsjahren seiner Tätigkeit in Erlangen lag der Schwerpunkt von Prof. Weishaars wissenschaftlichen Untersuchungen in der Strahlenbehandlung des fortgeschrittenen Gebärmutterhalskrebses, der vor der Einführung der gesetzlichen Früherkennung wesentlich häufiger vorkam als heute. Später rückte vor allem die Bildgebung im Zusammenhang mit der Brustkrebsdiagnostik (Mammografie) in den Vordergrund, wobei verschiedene Verfahren erprobt wurden. Prof. Weishaar arbeitete mit Klinikärztinnen und Klinikärzten, aber auch mit dem Medizinphysiker Prof. Dr. Manfred Säbel zusammen, der aufgrund seiner Expertise in wichtige europäische Gremien für mammografische Standards berufen wurde.

Großzügiger Ausbau der Radium-Therapie

Bei seiner Tätigkeit konnte sich Prof. Weishaar vor allem auf die Unterstützung von Prof. Dr. Karl Günther Ober, dem Direktor der Frauenklinik von 1962 bis 1948, stützen. Von 1963 bis 1967 wurde der noch in der Ära Dyroff projektierte, großzügige Ausbau der Radium-Behandlungsabteilung im Untergeschoss des damaligen Strahleninstituts realisiert. Zusätzlich setzte Prof. Ober den Bau eines Strahlenbunkers für ein damals hochmodernes Gammatron 3-Bestrahlungsgerät durch, das von August 1966 bis März 1967 eingebaut wurde.

Mit dem Ausscheiden von Prof. Weishaar verlor die Radiologie in der Frauenklinik 1985 ihren Status als selbstständige Abteilung. Inzwischen hatte die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg einen eigenen Lehrstuhl für Strahlentherapie erhalten -- den ersten in Bayern. Julius Weishaar verbrachte seinen Ruhestand in der Erlanger Gemeinde Buckenhof. 

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Matthias W. Beckmann

09131 85-33451

fk-direktion(at)uk-erlangen.de