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Frauengesundheit im Fokus

Frauengesundheit im Fokus

„digiOnko“-Abschlussveranstaltung: Bayerische Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach hebt eindrucksvolle Fortschritte des Projekts hervor

„Jeder Brustkrebs, den wir rechtzeitig erkennen und deshalb schnell und sicher behandeln können, rettet ein Frauenleben“, bringt es Prof. Dr. Matthias W. Beckmann, Direktor der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen, auf den Punkt. Um dies zu erreichen, war ein erklärtes Ziel von „digiOnko“, stärker digitale Medizin zu nutzen, um so Frauen für das Thema zu sensibilisieren und Betroffene individuell bestmöglich zu behandeln. Das bayernweite Projekt unter Erlanger Leitung wurde in den vergangenen fünf Jahren vom Bayerischen Staatsministerium für Ge-sundheit, Pflege und Prävention mit insgesamt 5,8 Millionen Euro gefördert und nun offiziell abgeschlossen. „Das ist allerdings nicht das Ende“, stellt „digiOnko“-Koordinatorin PD Dr. Hanna Hübner klar. „Seit Oktober 2020 hat ‚digiOnko‘ gezeigt, wie digitale Innovationen Frauen in allen Phasen der Versorgung unterstützen können. Vor allem aber haben wir den Grundstein dafür gelegt, erfolgreiche Ansätze aus der Forschung in die reale Versorgung zu übertragen – damit Patientinnen auch über das Projekt hinaus zukünftig profitieren.“

Dass Frauengesundheit und Digitalisierung im Freistaat auch künftig im Fokus stehen, bekräftigte die Bayerische Gesundheits- und Pflegeministerin Judith Gerlach, die dem „digiOnko“-Team anlässlich der Abschlussveranstaltung ein Grußwort zukommen ließ. Darin betonte die Ministerin: „Gerade in der Krebsprävention und -behandlung zeigt sich das enorme Potenzial der Digitalisierung. ‚digiOnko‘ hat das für Brustkrebs eindrucksvoll belegt. Bei 78 Frauen konnte frühzeitig ein Hochrisiko-Profil für Brustkrebs festgestellt und dadurch eine engmaschigere Vorsorge ermöglicht werden – einfach durch Abgabe von zum Beispiel Blut- oder Speichelproben und Bereitstellung von wenigen digitalen Daten über eine App. Damit wurde ein niedrigschwelliger Zugang zu Früherkennung und digitaler Prävention geschaffen, auch außerhalb von Klinikstrukturen. Insgesamt rund 15.000 teilnehmende Patientinnen und Patienten profitierten so durch die digitale Diagnostik. Durch diese personalisierte Medizin können Behandlungen auf die Bedürfnisse der einzelnen Patientinnen abgestimmt werden. Risiken können früher erkannt und präzisere Vorhersagen über den Krankheitsverlauf getroffen werden. Therapien können personalisiert ausgewählt werden. Im Rahmen des vergangenen Schwerpunktthemas Frauengesundheit haben wir mit dem Förderaufruf zu Frauengesundheit und KI drei weitere Innovationsprojekte auf den Weg gebracht. Diese werden nun mit insgesamt rund neun Millionen Euro über die nächsten drei Jahre gefördert. Ich kann Ihnen versichern: Wir werden uns weiter dafür einsetzen, die Chancen der Digitalisierung voll auszuschöpfen, um Gesundheit, Pflege und Prävention im Freistaat zu verbessern!“

Mit dem Präventionsmobil in ganz Bayern unterwegs

Zu den wichtigsten Mitteln, um Krebserkrankungen frühzeitig zu entdecken, zählen Präventions- und Screeningstrategien. „Deshalb haben wir ein Vorbeugungsprogramm für Frauen entwickelt, in dem innovative Maßnahmen zu Früherkennung und Risikoprognose angeboten werden“, erklärt Prof. Beckmann. Seit 2022 war beispielsweise das „digiOnko“-Präventionsmobil in ganz Bayern unterwegs. Ob auf Marktplätzen, bei Festivals oder im ländlichen Raum: Das umgebaute Wohnmobil bot Raum für persönliche Gespräche sowie für einen Laborbereich zur Verarbeitung von Bioproben und machte innovative Präventionsangebote niedrigschwellig zugänglich. „Das Besondere an unserem Präventionsmobil ist, dass Frauen nicht in die Klinik kommen müssen, um ihr individuelles Krebsrisiko einschätzen zu lassen – wir bringen modernste molekulare und genomische Tests direkt zu ihnen, verbunden mit persönlicher Beratung und einem offenen Ohr“, berichtet Hanna Hübner, die in der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen außerdem die Arbeitsgruppe Digitale und Personalisierte Medizin leitet.

Digital-Home-Healthcare-Center

Ein weiterer zentraler Bestandteil des Projekts war das Digital-Home-Healthcare-Center. Es umfasst die Ausrüstung für die eigenständige digitale Untersuchung zu Hause sowie die Home-Healthcare-App mit der Möglichkeit, Untersuchungsergebnisse verschlüsselt zu speichern und Gesundheitsdaten an Ärztinnen und Ärzte zu übermitteln. So lassen sich das Therapiemanagement und das Gesundheitsmonitoring zwischen der Patientin und dem Behandlungsteam optimieren. Evaluiert werden die Ergebnisse der heimischen Untersuchungen sowie der durchgeführten Tests im Präventionsmobil im Rahmen von multizentrischen Studien. „Besonders wertvoll ist, dass wir in ‚digiOnko‘ nicht abstrakt geblieben sind, sondern Frauen direkt unterstützen konnten – etwa durch Telemonitoring oder eine digitale Risikobestimmung“, berichtet Stefanie Altmannshofer, Projektmanagerin von „digiOnko“ und Wissenschaftlerin in der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen. Neben der Etablierung von Telemonitoring hatte die Integration neuer Technologien wie der künstlichen Intelligenz einen großen Stellenwert im „digiOnko“-Projekt. Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Ramona Erber, Oberärztin am Institut für Pathologie (Leitung: Prof. Dr. Matthias Evert) der Universität Regensburg und Clinician Scientist am Pathologischen Institut (Direktor: Prof. Dr. Arndt Hartmann) des Uniklinikums Erlangen, konnte zeigen, dass bestimmte gegen den Brustkrebsmarker HER2 gerichtete Medikamente auch bei geringen HER2-Angriffspunkten in Brustkrebsvarianten wirken können. Dies könnte vom „Muster“ der HER2-Angriffspunkte im Tumorgewebe abhängig sein. Um die „Muster“ und Unterschiede der Varianten zu analysieren, wird erneut eine künstliche Intelligenz eingesetzt. So können Hinweise auf mögliche Therapieanpassungen gewonnen werden.

Von der Prävention bis zur Therapie – ein digitaler Weg für Frauen

Mit „digiOnko“ wurde der gesamte Versorgungsweg von Frauen mit Brustkrebs in den Blick genommen. Schon in der Prävention setzt das Projekt neue Maßstäbe: Die BayPass-App hilft, Frauen mit erhöhtem Risiko frühzeitig zu erkennen – mobil, niedrigschwellig und unabhängig von Klinikstrukturen. In der Früherkennung kamen KI-gestützte Analysen der Mammografie sowie eine 3D-Erfassung des Brustvolumens zum Einsatz, um die Diagnostik noch präziser zu machen. „Besonders spannend ist die mobile 3D-Erfassung des Brustvolumens – sie eröffnet gegebenenfalls zusammen mit mobilem Ultraschall die Chance, künftig große Studien auch remote über das Smartphone durchzuführen“, betont Prof. Dr. Peter A. Fasching, Oberarzt der Frauenklinik des Uniklinikums Erlangen. Auch während der Therapie wurde auf digitale Unterstützung gesetzt: Durch Telemonitoring lassen sich unnötige Arztbesuche vermeiden, während genetische Analysen, kombiniert mit Methoden des Maschinellen Lernens, helfen können, Nebenwirkungen und Verläufe besser vorherzusagen. Bisher wurden im Rahmen von „digiOnko“ 39 Millionen genetische Datenpunkte von über 3.000 Patientinnen für das Maschinelle Lernen aufbereitet. Ergänzt wurde dies durch eine ethische und gesundheitsökonomische Begleitung, die sicherstellt, dass die Innovationen nicht nur technisch, sondern auch praktisch und gesellschaftlich tragfähig sind.

Gebündelte Kompetenzen

Ein Projekt dieser Größe ist nur durch die enge Zusammenarbeit von regionalen Forschungs- und Gesundheitsversorgungseinrichtungen mit Industriepartnern sowie Berufsverbänden und Krankenversicherungen und durch die Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention möglich. Deshalb hatten sich für „digiOnko“ folgende Akteurinnen und Akteure im bayerischen Innovationsbündnis gegen Krebs zusammengeschlossen: Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann; Projektleiter: Prof. Dr. Peter A. Fasching) des Uniklinikums Erlangen, Lehrstuhl für Maschinelles Lernen und Datenanalytik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Leitung: Prof. Dr. Björn Eskofier), Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Caritas-Krankenhauses St. Josef Regensburg (Direktor: Prof. Dr. Olaf Ortmann), Siemens Healthineers AG (Projektleitung: Dr. Daniel Stromer) sowie Frauenklinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg (Direktor: Prof. Dr. Achim Wöckel). Hinzu kommen folgende Projektpartner: Lehrstuhl für Systematische Theologie II (Ethik), Lehrstuhl für Informatik 5 (Mustererkennung), Lehrstuhl für Informatik 9 (Graphische Datenverarbeitung) und Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Gesundheitsmanagement (alle FAU Erlangen-Nürnberg), Pathologisches Institut des Uniklinikums Erlangen, Medizinisches Zentrum für Informations- und Kommunikationstechnik des Uniklinikums Erlangen und Novartis Deutschland GmbH.

Website von „digiOnko“: www.digionko-bayern.de

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Matthias W. Beckmann
09131 85-33553
fk-direktion(at)uk-erlangen.de